Das Schloss und seine Bewohner

um 1400   Im Jahre 1375 wird erstmalig eine Wasserburg in Königsbach erwähnt. Heinrich von Niefern, genannt Wolgemut, kaufte sie einer Familie von Balzhofen ab, die damals in Königsbach wohnte. Aber dieses Bauwerk war wohl ziemlich klein und primitiv, denn Heinrich Wolgemut der Jüngere ließ es abbrechen und um 1400 in der Nähe eine neue Wasserburg errichten.
1465  Nach Angabe von 1465 bestand die Wasserburg aus einem Wohnhaus mit einem Vorhof, einem Kornhaus und einem Garten. Schloss und Vorhof waren von Wassergräben umgeben.
Von dieser alten Burg sind noch bedeutende Reste in den bis zu vier Meter starken Kellermauern des heutigen Schlosses enthalten.

1429 - 1650  Die Edlen von Venningen zu Königsbach.
Mehr als zwei Jahrhunderte waren die Geschicke Königsbachs mit denen der Edlen von Venningen verbunden. Dieses Adelsgeschlecht der Kraichgauer Ritterschaft spielte im Mittelalter eine beachtliche Rolle. Ein Siegfried von Venningen war Bischof von Speyer und Johann von Venningen ist als Stifter der Baseler Universität berühmt geworden.
1429 erhielten die von Venningen den dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg gehörigen dritten Teil von Königsbach als Lehen.
Nach dem Lehensbrief von 1483 wurde das Schloss dem Hans von Venningen und seinen Nachkommen mit einem Drittel und einem Zwölftel der Vogtei zu Lehen gegeben.
Wappentafel Venningenschen Herrschaft mit der Jahreszahl 1551 über dem Eingang zum Schloss.
1552 ließ Erasmus von Venningen das Stallgebäude des Schlosses errichten.
1554 Erasmus von Venningen und die Einführung der Reformation in Königsbach.
Der bedeutendste Vertreter derer von Venningen zu Königsbach war zweifellos Erasmuns von Venningen. Er war ein überzeugter Anhänger der lutherischen Lehre, wie sie 1530 in der Augsburger Konfession formuliert worden war. In Martin Luther sah er den von Gott geschenkten Reformator. Darum war er bemüht, in den ihm gehörenden Städten und Dörfern die Kirchengemeinden nach reformatorischen Grundsätzen neu zu ordnen.
1565 ließ Erasmus von Venningen die Kelter und das Gebäude vor dem Torhaus des Schlosses errichten.
1586 ließ Erasmus von Venningen den Torbau am Königsbacher Schloss errichten.
1622/23  Nach der Schlacht bei Wimpfen rückten im Winter 1622/23 kaiserliche Truppen in Königsbach ein. Sie brannten den größten Teil des Ortes nieder, zerstörten die Kirche und auch Teile des Schlosses.
Markgraf Joachim Ernst von Brandenburg gestattete als Lehnsherr der damaligen Schlossherrin Barbara von Seckendorff, geborene von Venningen, 6000 Gulden Kredit zum Wiederaufbau des Schlosses aufzunehmen. Das Schloss erhielt in den darauf folgenden Jahrzehnten in etwa seine heutige Gestalt.
Der Nordflügel wurde zum Teil in Fachwerk errichtet. An der Nordostecke wurde ein runder Turm eingefügt, wie an der Nordwestecke schon einer vorhanden war. Der Ostflügel blieb zunächst ohne Obergeschoß und erhielt im 18. Jahrhundert ein Mansardendach.
Im Frühjahr 1792 fügte Ernst Philipp von Saint André das Hauptportal im Westflügel ein.

1648 Seit dem Ende des dreißigjährigen Krieges sind die Reichsfreiherren von Saint André im Besitz von Schloss Königstein.
Der französische Name weist darauf hin, dass dieses Geschlecht aus Frankreich stammt, genauer: aus der Dauphiné.
In den von Luther und den Reformatoren Zwingli und Calvin ausgehenden religiösen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts ergriffen die Saint Andrés mit dem größten Teil des französischen Adels die Partei der Reformation. Die „Hugenotten“, wie man die Protestanten in Frankreich nannte, wurden von der französischen Krone verfolgt. Die Andrés ließen ihren gesamten Besitz zurück und verließen Frankreich und nahmen ihren Wohnsitz in den Niederlanden.
Foto Rollin (27049 Byte) Dreißig Jahre nach der Flucht aus Frankreich wurde Daniel Rollin von Saint André im Jahre 1602 in Holland geboren. Er brachte das Geschlecht derer von Saint André nach Königsbach.
Als Daniel Rollin 16 Jahre alt war, brach der 30jährige Krieg aus. Er trat in den Dienst des schwedischen Königs Gustav II. Adolf, der durch siegreiche Feldzüge gegen Dänemark, Rußland und Polen sein Land zur führenden Macht des Nordens machte. Daniel Rollin war in Polen Kapitän einer Dragonerkompanie.

Als 1630 Gustav Adolf in den 30jährigen Krieg in Deutschland eingriff, begleitete ihn Daniel Rollin im Range eines Majors.

1634 trat Daniel Rollin in die Dienste des Landgrafen Wilhelm von Hessen. Er wurde Kommandant und später Gouverneur von Lippstadt in Westfalen.


Im Frühsommer des letzten Kriegsjahres 1648 besuchte Daniel Rollin zum ersten Mal Königsbach. Der Besitz von Königsbach fiel ihm später durch seine Verheiratung mit Lukretia von Beckermanndt zu. Sie war eine Tochter des langjährigen Steiner Amtmann Eberhard von Beckermanndt. Dieser war in dritter Ehe mit Barbara von Venningen verheiratet. Beckermanndt, der wie Daniel Rollin Offizier in schwedischen und hessischen Diensten gewesen war, starb im Jahre 1640, nachdem seine Frau Barbara schon 1637 gestorben war.
Der Besitz von Königsbach und Trautskirchen ging auf die Tochter Lukretia über, die Daniel Rollin 1642 ehelichte.
Nach Streit mit den Freiherren von Venningen zu Echtersheim um Königsbach überließen ihm die von Venningen gegen Zahlung von 4.000 Gulden das Schloß und Lehen Königsbach. Die Belehnung für die Saint Andrés erfolgte dann am 5. Dezember 1650.
Foto Grab Rollin (35677 Byte) Am 4. August 1661 starb Daniel Rollin und wurde im Mittelgang der Königsbacher Kirche beigesetzt. Zu seinem Gedächtnis wurde in der Kirche ein Grabmal errichtet.
Nach dem Tode Daniel Rollins übernahm sein in Holland geborener Sohn Daniel das väterliche Erbe. Schon als junger Mann wurde er von der Kraichgauer Ritterschaft zu deren „Kreisobrist“ ernannt. Er verstand es, die ihm verebten Güter zu erhalten und zu mehren.
1668 gelang es ihm dem Markgrafen Friedrich VI. von Baden seinen Königsbacher Besitz abzukaufen. Damit kam Königsbach erstmals ganz in eine Hand.
Verheiratet war Daniel Rollin mit Anna Julia von Menzingen. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und zwei Töchter hervor.
Der 1662 geborene Sohn Johann Daniel wurde später der markgräflich badische Hofmarschall und setzte die Königsbacher Linie fort. Er heiratete Friederike Charlotte Freiin Leutrum von Ertingen. Johann Daniel starb am 15.12.1741 im Alter von 79 Jahren in Königsbach.
Sein am 17.1.1695 in Durlach geborene Sohn Alexander Magnus von Saint André setzte den Königsbacher Stamm der Saint André fort. Vermählt war Alexander Magnus mit Maria Juliana Freiin von Leutrum Ertingen.
1790 Schloss Königsbach nach einer Zeichnung von C.F. Autenrieth. Auf der Zeichnung ist der das Schloss umgebene Wassergraben zu erkennen, der im 19. Jahrhundert zugeschüttet wurde.
Ihr Sohn Ernst Philipp von Saint André wurde kaiserlicher Rittmeister.
Im Frühjahr 1792 fügte  er das Hauptportal im Westflügel ein.
Ernst Philipp von Saint André war es, der die staatlichen Hoheitsrechte über sieben Zwölftel von Königsbach am 9.12.1805 an den Großherzog von Baden abtreten mußte. Am 9. Juli 1830 starb Ernst Philipp.

Carl Rollin von Saint André, großherzoglich badischer Forstmeister wurde am 1.1.1788 in Königsbach geboren und verstarb am 6.11.1860.


Aus der Ehe, die er 1839 mit Luise von Neubronn geschlossen hatte, ging der Sohn Wilhelm Ernst Rollin hervor, der den Stamm fortsetzte. Er wurde am 21.6.1848 in Bruchsal geboren. Aus seiner Ehe mit Freiin Stefanie von Gaying gingen fünf Kinder hervor, von denen der Sohn Wilhelm den Stamm fortsetzte. Wilhelm Ernst starb am 10.6.1915.
Foto Freiin Luise von Gemmingen Guttenberg  (16896 Byte) Wilhelm von Saint André schloß am 19.3.1910 die Ehe mit Freiin Luise von Gemmingen-Guttenberg. Wilhelm verstarb nach der Geburt des dritten Kindes.
Am 12.1.1937 starb der Sohn Karl-Wilhelm an den Folgen eines Motorradunfalles.
Der Sohn Ernst Philipp fiel am 24.6.1944 in den Kämpfen bei Bobruisk.
Foto Olga Marie von Gemmingen Guttenberg (19730 Byte) Seit dem Tod der Mutter Luise, 18.10.1966, ist Olga Marie Grundherrin zu Königsbach. Sie hatte am 21.9.1939 Philipp Freiherr von Gemmingen-Guttenberg geheiratet. Olga Marie starb am 1.11.1990.

links: Ein Gemälde von Albin Sähler, München 1984
 
Seit 1990 - Olga-Marie Saint-André Stiftung
Nach dem Tod der letzten Eigentümerin von Schloss Königsbach, Olga-Marie Freifrau von Gemmingen-Guttenberg, geborene Freiin von Saint-André wurde das Schloss ohne Inventar nebst Schlosspark und dem zum Schloss gehörenden Areal (Schlossacker) sowie der Familienfriedhof zur gemeinnützigen Familienstiftung, der ‘Olga-Marie Saint-André Stiftung’.

Die Stifterin war die letzte Nachfahrin der Königsbacher Linie der Freiherrn von Saint-André, hatte keine eigenen Nachkommen und adoptierte 1960 Achim von Arnim und 1980 Marie-Kristin Freifrau von Papius, geborene Freiin von Schlotheim.

Gemäß Ihrem letzten Willen wird die Stiftung durch jeweils ein Familienmitglied ihrer beiden
Adoptivkinder und durch ein, von beiden Familien bestimmtes, weiteres Mitglied gemeinsam vertreten und alle Einnahmen der Stiftung werden ausschließlich für die Erhaltung der gesamten Schlossanlage verwendet. Das Schloss wurde in mehrere Wohnungen unterteilt, die seitdem alle vermietet werden.
 
Die gemeinnützige Olga-Marie Saint-André Stiftung wird momentan durch Philipp Freiherr von Papius, Ferdinand Freiherr von Saint André von Arnim, sowie Herrn Ulf Meißner gemeinsam vertreten und verwaltet.